Eines der ältesten Spam-Themen ist Penny Stock Spam, auch Pump and Dump Spam genannt. Dabei werden billige Aktien mit niedrigem Handelsvolumen beworben und behauptet, es handele sich um einen Geheimtipp und man solle jetzt zuschlagen. Finden sich genügend willige Empfänger, geht der Kurs tatsächlich in die Höhe, wovon vor allem die Spammer profitieren, die sich zuvor zum niedrigen Ausgangspreis eingedeckt haben. Das Eleven Research-Team verzeichnet seit Anfang März dieses Jahres einen deutlichen Anstieg der Spam-E-Mails zu diesem Thema. Während in den letzten Jahren die größten Spam-Wellen für die Themen Viagra und Online Casino reserviert schienen, schieben sich nun regelmäßig Penny-Stock-Wellen auf die vorderen Plätze.
In einer aktuellen Welle wird die Firma Scout Exploration Inc. beworben. Die Spam-Welle startete am 19.04. In englischer Sprache wurde ein raketenhafter Aufstieg der Aktie vorhergesagt („This Company could take off like a rocket!“).
Die Betreffzeilen wechselten leicht. Im Text der E-Mails wird spekuliert, ob die Firma ein Übernahmekandidat für BP wäre oder behauptet, dass eine neue große Lagerstätte gefunden worden wäre. Teilweise werden direkte Vorgaben zum Kauftermin der Aktie gemacht („…grab shares under buck on Mon, April 25th!“).
Hat Spam Auswirkungen auf den Kursverlauf?
Zu Beginn der Spam-Kampagne lag der Kurs von SCXN bei 24 US Cent. Am 19.04. startet die Spam-Welle und der Kurs steigt zunächst auf 28 US Cent. Aber es geht noch weiter aufwärts: Der vorläufige Kurshöchststand ist am 22.04. erreicht, mit 40 US Cent.
Danach geht es wieder abwärts. Am 24.04. steht die Aktie bereits wieder bei 29 US Cent, am 26.04. auf 28 und am 29.04. bei 20 US Cent, weniger als zu Beginn der Stock-Spam-Welle.
Der Initiator der Spam-Welle hat seine Aktien also sehr wahrscheinlich vor dem 17.04. gekauft. Danach wurde die Spam-Welle gestartet. Nach rund fünf Tagen verkauften die Spammer ihre zu 24 US Cent gekauften Aktien für 40 US Cent. Dies entspricht einem Zuwachs von rund zwei Dritteln oder anders ausgedrückt: für 1000 US $ bekommen die Spammer 1660 US $ zurück, abzüglich Steuern und Kosten für den Spam-Versand.
Am Verlauf des Handelsvolumens sieht man ebenfalls die Auswirkung der Spam-Welle. Über Jahre hinweg werden die Aktien fast nicht gehandelt. Am 03.04. ist ein kleiner Ausschlag zu erkennen. 58.000 Aktien wechseln den Besitzer – das sind die Spammer. Ab dem 19. steigen die Verkäufe und am 22.04 werden knapp 100.000 Aktien gehandelt, das ist der Tag an dem die Spammer bzw. ihre Auftraggeber wieder verkaufen. Am 24., 25. und 26.04. nehmen die Handelsvolumen wieder zu. Der Großteil der Anleger bemerkt den Betrug und trennt sich so schnell wie möglich von den Aktien. Insgesamt verliert die Aktie zwischen 19. und 29.04. 23 Prozent an Wert.
Keine Millionen
Die Summe erscheint auf den ersten Blick gering, aber dies ist nur eine von vielen Aktien, die für derartige Spam-Kampagnen benutzt werden. Die Methode ist einfach und wirkungsvoll und man kann den Anlegern schließlich nicht vorschreiben, auf welche „Insider“-Aktien-Tipps sie hören sollen oder auf welche nicht.