In vielen Ländern und Bundesländern sind nach wie vor Sommerferien. In den vergangenen Jahren ließ sich beim Spam-Aufkommen während dieser Zeit oftmals vor allen Dingen eines beobachten: wenig. Da Spam-Nachrichten noch immer hauptsächlich über Botnets, also gekaperte Rechner – nicht selten Unternehmensrechner – verschickt werden, ist während der Ferienzeit in der Regel ein Rückgang des Spam-Aufkommens zu beobachten, da viele infizierte Rechner schlicht ausgeschaltet sind.
Nicht so in diesem Jahr: Bereits am 24. Juni 2013 gab es den Tag mit dem höchsten Spam-Aufkommen seit 2011. Und auch gestern beobachtete das Eleven Research-Team einen rekordverdächtigen Spam-Anteil: Fast 90 Prozent des gesamten E-Mail-Aufkommens waren Spam-E-Mails. Verursacht wurde das sommerliche Spam-Hoch von der bislang größten Spam-Welle dieses Quartals.
Job-Spam löst Casino ab
Die Welle hatte einen Anteil von 37 Prozent am Spam-Gesamtaufkommen des gestrigen Tages. Anders als im Juni handelte es sich jedoch nicht um Casino-Spam. Durch Betreffzeilen wie “Vakante Stellenangebote”, “Stellenangebot”, “Aktuelle Stellenangebote” oder “Freie Stelle” sowie den weiteren Inhalt ließen sich diese Spam-E-Mails eindeutig der Kategorie “Job Offer” zuordnen.
Hierbei handelt es sich um meist dubiose Jobangebote, bei denen der Empfänger angeblich in kurzer Zeit mit geringem Aufwand extrem viel Geld verdienen kann.
Schwarzwälder Tauchverein sucht Logistikassistenten in Vollzeit
Bei der in den E-Mails vermeintlich ausgeschriebenen Stelle handelte es sich um die eines “Logistikassistenten in Vollzeit”. Zum Aufgabengebiet gehöre unter anderem: Wareneingangs- und Ausgangsprüfung, Überprüfung von Quantität und Qualität der Ware sowie Pflege der Datenbank. Es handle sich um eine “Home-Office Tatigkeit” – jedoch in Zusammenarbeit mit dem Teamleiter.
Alle Angaben wie Informationen zum Aufgabengebiet, Anforderungsprofil und weitere Job-Details waren jeweils in Stichwort-Blöcken aufgelistet. Es fanden sich nahezu keine Rechtschreib- oder Tippfehler, abgesehen von der Umlaut-Problematik (“Tatigkeit”, “selbstandiges Handeln”). Auffällig unter dem Punkt “Wir garantieren” war zudem die Information zum Lohn: “Eine anstandige Lohn” – sowie der Einleitungssatz “Wir suchen zum softortigen Eintritt eine/n Logistikassistent/in in Vollzeit und mochten Ihnen solche Stelle bieten!”.
Alle Unterlagen sollten an einen gewissen Allex Halls gerichtet werden – die angegebene Domain (tradefs-t.com) funktioniert inzwischen allerdings nicht mehr.
Die Absender der E-Mails scheinen beliebig: So findet sich darunter auch ein Tauchverein aus dem Schwarzwald. Oftmals trifft es hier völlig Unbeteiligte, denn die Absender-Information wird nicht geprüft und so können Spammer hier Beliebiges einsetzen.
Bei Job-Angeboten wie diesen, die Stellen im Logistik-Bereich zu vergeben haben, könnte es in Wirklichkeit darum gehen, illegale Waren anzunehmen, ggf. umzufrankieren und weiterzuleiten. Ein Indiz hierfür wäre beispielsweise die – verhältnismäßig – recht ausführlich beschriebene Anforderung “EDV-Anwenderkenntnisse”: Der Bewerber sollte sich offenbar sehr gut mit den Funktionen von Scannern und Druckern auskennen.
Sommer-Spam aus Weißrussland
Diese Spam-Welle wurde gestern zwischen 16:00 Uhr und 21:00 Uhr verbreitet und war Hauptverursacher für den rekordverdächtigen Spam-Anteil. Ein knappes Viertel der E-Mails stammte aus Weißrussland.
Auffällig ist, dass eine so große Welle zur Sommerzeit verschickt wurde – offensichtlich verzichten die Spammer dieses Jahr auf ihren Sommerurlaub.